„Glücklicherweise ist das Thema sexualisierte Gewalt kein Tabu mehr in der Öffentlichkeit, die Polizeiliche Kriminalstatistik weist jedoch deutschlandweit steigende Zahlen u. a. in den Bereichen Kinder- und Jugendpornografie und sexualisierter Gewalt aus“, sagte der zuständige Dezernent Martin Gerenkamp vor 250 Teilnehmern.
Auch im mittleren Emsland seien die Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung bei Kindern und Jugendlichen in den vergangenen drei Jahren gestiegen, dies ist vor allen Dingen auf den Besitz und die Weitergabe von strafbaren Inhalten auf dem Smartphone zurückzuführen. Diese Entwicklung verdeutliche die Notwendigkeit einer breit aufgestellten Prävention und einer Sichtbarmachung dieses wichtigen und sensiblen Themas, machte Gerenkamp deutlich.
An diesem Fachtag kamen Information, fachliche Vernetzung und persönliche Ansprechpartner zusammen, um dem Kinderschutz im Emsland auf höchstem fachlichen Niveau Raum zu geben. In einem Hauptvortrag führte Prof. Dr. Bettina Lamm, Bereich Entwicklungspsychologie und Kinderschutz an der Fachhochschule Dortmund, aus, dass das Thema Kindeswohl stets auf verlässliche und liebevolle Beziehungen baue, und Fachkräfte diesbezüglich wertschätzend, respektvoll und empathisch die Signale von Kindern wahrnehmen und einordnen lernen müssen.
Kinderschutz bedürfe einer kultursensiblen Betrachtung und müsse aus unterschiedlichen Perspektiven reflektiert werden. Gewalt gegenüber Kindern und Jugendlichen sei nicht nur auf körperliche Übergriffe begrenzt, sondern auch auf Verhaltensweisen, die seelisch verletzend sind. Umso wichtiger seien ein Gefühl der Geborgenheit und des gut aufgehoben Fühlens in einer sehr komplexen und individualisierten westlichen Gesellschaft wie der unseren.
Zudem fanden über den Tag verteilt 17 praxisnahe Workshops statt, um einen vielfältig methodischen Zugang zu den vermittelten Präventionsinhalten und ihrer praktischen Anwendung zu erlangen. Dr. Julia Siebert von der Beratungsstelle des Kinderschutzbundes Emsland – Mitte betonte, dass auch die Vernetzung der Akteure wichtig sei, um auf diesem Weg Täterstrategien zu unterbinden, kurze Wege zu ermöglichen, Hemmschwellen zu senken sowie Kindern und Jugendlichen den Schutz zu bieten, den sie für ein gutes Aufwachsen im Emsland benötigten.
Der Arbeitskreis gegen sexuellen Missbrauch an Kindern und Jugendlichen im mittleren Emslandhatte den Fachtag organisiert. Der Arbeitskreis wurde vor 35 Jahren gegründet und bietet seitdem Betroffenen von sexualisierter Gewalt qualifizierte und bestmögliche Unterstützung an.
Mitglieder des Arbeitskreises sind die Psychologische Beratungsstelle Meppen, die Beratungsstelle bei Gewalt gegen Kinder und Jugendliche des Deutschen Kinderschutzbundes e.V. Ortsverband Emsland-Mitte, der Präventionsbeauftragte des Polizeikommissariats Meppen, das regionale Landesamt für Schule und Bildung, der Sozialdienst katholischer Frauen e.V. Meppen – Emsland Mitte, der Jugendhilfeanbieter Backhaus Kinder- und Jugendhilfe, die Kath. Kindertagesstätte St. Maria zum Frieden in Meppen, das Familienzentrum St. Bernadette in Geeste, das St. Vitus-Werk, Vitalus Frühförderung, die Stiftung Opferhilfe in Osnabrück, die Maximilianschule Rütenbrock, die Ansgarischule Haren und der Fachbereich Jugend des Landkreises Emsland.
Die Durchführung des Fachtags wurde vom Landespräventionsrat Niedersachsen finanziert.
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