Die Begrüßung erfolgte durch Bürgermeister Helmut Höke und Dr. Martin Koers, Archivar der Gemeinde Geeste. Der gewählte Veranstaltungsort – der Erinnerungsort Lager XII in Dalum – unterstrich die enge Verknüpfung zwischen Erdölindustrie und regionaler Zeitgeschichte. Denn das ehemalige Emslandlager XII war im Zweiten Weltkrieg nicht nur Schauplatz politischer Repression, sondern ebenfalls Teil eines industriellen Systems, das Zwangsarbeit auch zur Ölgewinnung nutzte. Vor allem Kriegsgefangene und sogenannte (zivile) Ostarbeiter wurden unter härtesten Bedingungen zur Arbeit auf den Bohrfeldern eingesetzt – ein dunkles Kapitel, das heute kritisch aufgearbeitet wird.
Fickers eröffnete seinen Vortrag mit einem Rückblick auf die mühselige Suche nach Erdöl, die dem ersten erfolgreichen Fund im Jahr 1942 in Dalum vorausging. Fast ein Jahrhundert lang war die Region durch Fehlbohrungen geprägt, ehe neue Techniken und geologische Expertise den Durchbruch ermöglichten.
Bereits in den 1930er Jahren wurde die heimische Rohstoffsuche im Zuge der Autarkiebestrebungen des NS-Regimes massiv forciert. Erdöl galt als strategisch unverzichtbar für die geplante Kriegsführung. In der Folge entstanden im Ölfeld Lingen, zu dem auch Dalum gehörte, seit 1942 zahlreiche Bohrtürme. Der technische Ausbau in diesen Jahren war enorm: Straßen, Gleisanlagen und Lagerstätten wurden geschaffen oder erweitert. Der Dortmund-Ems-Kanal diente dem Abtransport des Rohöls, ebenso der Bahnhof Osterbrock. Auch nach Kriegsende prägte die Erdölindustrie Landschaftsbild und Wirtschaft nachhaltig.
Der wirtschaftliche Nutzen für die Region war beträchtlich. In Dalum entstanden rund 500 neue Arbeitsplätze. Unternehmen im Bereich von Rohrleitungs- und Straßenbau entwickelten eine bis heute anerkannte Expertise. Die neue Infrastruktur erleichterte nicht nur den Transport von Rohstoffen, sondern förderte auch die allgemeine wirtschaftliche Entwicklung der Region. Gleichzeitig markiert die Ära einen tiefgreifenden Wandel im Energiehaushalt: Während vielerorts noch mit Torf geheizt wurde, zog in der heutigen Gemeinde Geeste sukzessive das Erdölzeitalter ein.
Doch der technische Fortschritt hatte seinen Preis: Umweltbelastungen und tiefgreifende Eingriffe in das Landschaftsbild sind bis heute sichtbar. Zudem bleiben die sozialen und menschlichen Kosten, insbesondere die Zwangsarbeit während des Nationalsozialismus, ein Mahnmal für die dunklen Seiten industrieller Entwicklung.
Die Veranstaltung schloss mit einem Hinweis auf den kommenden Vortrag zu Moorkultivierung und „Emslandplan“, der im Juni im Rathaus der Gemeinde Geeste in Dalum stattfinden wird. Die Wanderausstellung „Neustart Heimat“ greift dort zentrale Aspekte der regionalen Entwicklung nach 1945 auf.
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