Der Reichstag steht in Flammen! Fast einen Monat nach der Kanzlerschaft Adolf Hitlers brannte in der Nacht auf den 28. Februar 1933 das Reichstagsgebäude in Berlin fast völlig aus. Obwohl die Nationalsozialisten selbst im Verdacht standen, das Feuer gelegt zu haben, machten sie die politische Opposition – vor allem die Kommunisten – dafür verantwortlich. Noch am 28. Februar erließ Reichspräsident Paul von Hindenburg die Verordnung „Zum Schutz von Volk und Staat“, die wesentliche demokratische Grundrechte wie die Presse- und Meinungsfreiheit außer Kraft setzte. In den folgenden Wochen kam es zu Verhaftungen von Zehntausenden Gegnerinnen und Gegnern der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP).
Im Deutschen Reich errichteten staatliche Behörden sowie Stellen der NSDAP über 100 frühe Konzentrationslager und weitere Haftstätten. Sie wurden bewacht von SA, SS oder Polizei. Es kam zu zahllosen Misshandlungen bis hin zum Mord. Die frühen Konzentationslager waren das erste Massenverbrechen des Nationalsozialismus. Auch im Emsland veranlasste das preußische Innenministerium ab März 1933 den Bau von Konzentrationslagern und den Einsatz der Häftlinge zur Moorkultivierung.
In Erinnerung an den Reichstagsbrand vor 90 Jahren eröffnete die Gedenkstätte Esterwegen am 28. Februar die Sonderausstellung „Auftakt des Terrors. Frühe Konzentrationslager im Nationalsozialismus“. Sie beleuchtet die Rolle und Funktion der frühen Konzentrationslager als zentrales Terrorinstrument zur Zerstörung der Demokratie und zum Aufbau der NS-Diktatur. Gezeigt werden Gemeinsamkeiten und Unterschiede hinsichtlich Täterschaft, Haftalltag und unterschiedlichen Verfolgtengruppen.
Die Ausstellung ist ein Projekt der bundesweiten Arbeitsgemeinschaft „Gedenkstätten an Orten früher Konzentrationslager“. Diese Gedenkstätten und Erinnerungsorte machen einzigartige historische Orte sichtbar und zeigen auf, wie rasant und rücksichtslos der Übergang von einer Demokratie zu einer Diktatur verlaufen kann. In Zeiten nationalistischer und rechtspopulistischer Tendenzen in Deutschland und Europa stehen Gedenkstätten an Orten früher Konzentrationslager in besonderer Verantwortung.
Die Gedenkstätte Esterwegen verlängert nun die Laufzeit der Ausstellung bis zum 14. Dezember 2023. Der Eintritt ist frei. Danach kann die Ausstellung von Bildungsträgern entliehen werden.
Die Ausstellung war bundesweit an über mittlerweile 19 Orten zu sehen, um sowohl auf die flächendeckende Verbreitung des ersten nationalsozialistischen Großverbrechens hinzuweisen als auch ein gemeinsames Informationsangebot für eine bundesweite Öffentlichkeit zu bieten. An einigen Gedenkstätten läuft die Ausstellung zur Zeit ebenfalls noch. Über das ganze Jahr hindurch wird eine Social-Media-Kampagne die Ausstellungen begleiten.
Zur Ausstellung ist mittlerweile neben einem englischsprachigen Handout auch ein Begleitband erschienen. Die Publikation ist eine Ergänzung zum Ausstellungsbesuch, dient aber auch unabhängig davon als übersichtliche Einführung in die Geschichte der frühen Konzentrationslager. Das Buch ist zum Preis von 9,80 Euro im Buchhandel sowie der Gedenkstätte Esterwegen zu erwerben. (Verlag Klemm + Oelschläger, 127 Seiten, 9,80 Euro, ISBN 978-3-86281-183-0)
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