Innenministerin Daniela Behrens zu Gast in der Leitstelle Ems-Vechte

Meppen. „Die Leitstelle Ems-Vechte ist eine moderne und zukunftsorientierte Leitstelle, die viele Menschen in der Region versorgt. Darum haben wir sie für den Praxisaustausch ausgewählt“, sagte die Niedersächsische Innenministerin Daniela Behrens bei ihrem Besuch im Meppener Kreishaus am Mittwoch (5. April). Im Fokus standen die Besichtigung der Leitstelle und Gespräche zur Weiterentwicklung des Rettungsdienstes im Bereich der Leitstelle Ems-Vechte AöR. Zugleich brachte die Ministerin eine Zusage mit: Die Leitstelle Ems-Vechte wird bei der Erprobung des neuen Versorgungskonzepts „Telenotfallmedizin“ mitwirken.
Fabian Brand
Ließ sich in der Leitstelle die Arbeit zeigen: Innenministerin Daniela Behrens (3. v. l.) gemeinsam mit den Landräten Uwe Fietzek und Marc-André Burgdorf (v. l.) sowie Landtagsabgeordneten und weiteren Gästen. (Foto: Landkreis Emsland)

Die beiden Landräte Uwe Fietzek (Landkreis Grafschaft Bentheim) und Marc-André Burgdorf (Landkreis Emsland) nahmen die Innenministerin gemeinsam mit den Landtagsabgeordneten Christian Fühner, Helmut Moorkamp, Lara Evers und Reinhold Hilbers in Empfang. Diese verkündete, dass die Landkreise Emsland und Grafschaft Bentheim als eine Modellregion beim Projekt Telenotfallmedizin beteiligt sein werden. Im Projekt nutzen Rettungskräfte vor Ort moderne Informations- und Kommunikationstechnologien, die besonders dann hilfreich sind, wenn der Notarzt in einem anderen Einsatz gebunden ist oder aufgrund der Verkehrssituation länger zur Einsatzstelle braucht. Die medizinischen Daten können dann in Echtzeit übertragen und durch den virtuell eingebundenen Telenotarzt bzw. durch eine Telenotärztin in der Leitstelle bewertet werden. „Das können wir nur dort machen, wo die Voraussetzungen geschaffen sind. Das ist hier der Fall“, betonte Behrens, warum die Entscheidung für die Leitstelle Ems-Vechte gefallen ist.

So wird in der Rettungsleitstelle seit 2022 ProQA als ein weltweit etabliertes Notrufabfragesystem eingesetzt, das im Ergebnis zum einheitlichen Einsatz von Rettungsmitteln führt, unabhängig von individuellen Einschätzungen durch Mitarbeitende. „Als erste Leitstelle in Deutschland ist die Leitstelle Ems-Vechte AöR für die Nutzung des Programms als „Center of Excellence“ zertifiziert“, hob Burgdorf hervor.

Ebenfalls angesprochen wurde der bundesweit zu beobachtende Effekt, dass die Notfallrettung wegen ihrer ständigen Erreichbarkeit vermehrt eine Auffangfunktion für andere Versorgungsstrukturen einnimmt. „Auf dem Rettungsdienst liegt ein großer Druck, weil es an anderen Stellen Lücken gibt“, fasst Behrens zusammen.

Unter anderem lange Wartezeiten beim Hausarztbesuch, eingeschränkte Erreichbarkeiten des Kassenärztlichen Bereitschaftsdienstes 116 117 und überfüllte Notaufnahmen führen dazu, dass immer öfter der Rettungsdienst als letztes funktionierendes Instrument bei gesundheitlichen Problemen in Anspruch genommen wird. Am Ende führten vermehrte Anrufzahlen von gut 500 ein- und ausgehenden Gesprächen und daraus rund 180 resultierenden Rettungsdiensteinsätzen am Tag sowie häufigere Einbindungen in Bagatelleinsätze für ein erhöhtes Arbeitsaufkommen in der Leistelle, sagte Michael Speer, operativer Leiter der Leitstelle, bei der Vorstellung der Leitstelle Ems-Vechte.

Die beiden Landräte hielten fest, dass Organisation und Struktur in der Notfallversorgung daher künftig verbessert werden sollen. Die Leitstelle solle zu einer „Gesundheitsleitstelle“ als zentrale Ansprechstelle für alle akuten Gesundheitsfragen weiterentwickelt werden. Hilfesuchende sollen zielgerichtet zur richtigen Versorgung gesteuert werden. „Die Landkreise Emsland und Grafschaft Bentheim wollen sich als Modellregion im Bereich der Notfallversorgung positionieren und eine Vorreiterrolle für den ländlichen Raum einnehmen“, betonten sie. Erste Ideen gibt es bereits. Doch zunächst müsse mit allen beteiligten Stellen geklärt werden, was machbar und umzusetzen sei. Ministerin Behrens jedenfalls sicherte ihre Hilfe zu.

Die Leitstelle Ems-Vechte AöR, welche als Zusammenschluss der beiden Leitstellen des Emslands und der Grafschaft Bentheim im Jahr 2020 entstanden ist, beschäftigt derzeit 24 Disponentinnen und Disponenten. Diese nehmen 24 Stunden am Tag und 7 Tage die Woche für beide Landkreise Notrufe, die unter 112 eingehen, entgegen und entsenden die notwendigen Rettungs- und Einsatzmittel.