„Moor-SA“ und Strafgefangenenlager – Buchvorstellung in der Gedenkstätte Esterwegen

Esterwegen. Der 3. April 1946 war für Werner Schäfer sicherlich kein Tag wie jeder andere. Der frühere Kommandeur der „Moor-SA“ und der Strafgefangenenlager im Emsland wurde nach seiner Festnahme durch die britischen Besatzungsbehörden in das Lager Esterwegen gebracht.
Wachmannschaften im Lager II Aschendorfermoor, um 1938. (Foto: Archiv Gedenkstätte Esterwegen)
Phil Gerdes

Damit wurde Schäfer zum Internierten in seinem ehemals „eigenen“ Strafgefangenenlager. Die Briten führten zwar kein Verfahren gegen den ehemaligen SA-Oberführer durch, aber das Landgericht Osnabrück verurteilte ihn 1950 wegen Körperverletzung und Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu vier Jahren Haft. Verfahren und Urteile gegen nicht wenige seiner Wachmänner folgten in den kommenden Jahren.

David Reinicke hat eine Studie über die Männer der „Moor-SA“ erarbeitet, deren Gewaltpraxis die Gefangenen ab 1934 in den nationalsozialistischen Strafgefangenenlagern im Emsland ausgesetzt waren. Diese stellt er am Donnerstag, 13. April, um 19 Uhr in der Gedenkstätte Esterwegen, Hinterm Busch 1, in Esterwegen vor.

Die „Moor-SA“ entwickelte die Ansprüche, die „Erziehung“ der Strafgefangenen durchzuführen und zugleich die Region zu modernisieren. Hierzu wurden die Gefangenen in einem großangelegten Siedlungsprojekt zur Zwangsarbeit in der Moorkultivierung eingesetzt. Die gleichzeitige Inszenierung als „Gemeinschaft“ versicherte den SA-Männern, dass sie als zukünftige Siedler selbst von ihrem Einsatz profitieren würden. Als Ende der 1930er Jahre aber ein Bedeutungsverlust der „Moor-SA“ einsetzte, zerfiel auch deren Zusammenhalt.

Der Eintritt zur Veranstaltung ist frei. Das Buch ist im Buchhandel und in der Gedenkstäte Esterwegen erhältlich: David Reinicke, Die „Moor-SA“. Siedlungspolitik und Strafgefangenenlager im Emsland 1934-1942, Schriftenreihe der Gedenkstätte Esterwegen Bd. 3, 39 Euro.