Auswärts haben die Speller ja noch keinen einzigen Punkt gesammelt. Sie waren nah dran, etwa in Ottensen, bei Holstein Kiel II verloren sie nur 1:2. Die Emsländer treten bei einer Mannschaft an, die neun ihrer zwölf Zähler am heimischen Panzenberg gesammelt hat. Aber nach dem 2:0-Erfolg gegen Mitaufsteiger Kilia Kiel wittert der SCSV Morgenluft.
Die Mannschaft von Trainer Hanjo Vocks hat vor dem zehnten Spieltag den Anschluss in der Tabelle wiederhergestellt. Die Nichtabstiegsränge sind wieder auf Schlagdistanz. Und endlich sind die Speller ohne Gegentor geblieben. „Dieser Sieg gibt uns Selbstvertrauen“, sagt Elpermann, der am Dienstag 30 Jahre alt geworden ist, und sich mit dem Treffer zum 2:0 in der Schlussphase gegen Kilia selbst ein vorzeitiges Geschenk bereitet hat. „Das war ein super Gefühl“, erklärt der zweikampfstarke Innenverteidiger, der in der Jugend bei Germania Twist, beim FC Emmen (Niederlande) und beim JLZ Emsland ausgebildet wurde.
„Das Tor war nicht schlecht“, meint Elpermann. „Ich habe ordentlich getroffen. Das passiert nicht jeden Tag.“ Der Lehrer an der Lingener Friedensschule mit den Fächern Sport und Geschichte spielt schon in der siebten Saison für den SCSV, bildet mit Torben Stegemann und Philipp Elfert das Kapitänstrio. Er hat laut transfermarkt.de in 152 Partien für den Verein von der südlichen Kreisgrenze elf Tore erzielt.
Doch wichtiger ist für den Abwehrspieler, der in dieser Saison bei sieben Einsätzen noch keine Gelbe Karte gesehen hat, die Wirkung des Dreiers gegen Kilia, zu dem Steffen Wranik den ersten Treffer beisteuerte. Er erwartet mehr Selbstbewusstsein, mehr Vertrauen in die Abläufe. Denn für die in den vergangenen Jahren erfolgsverwöhnten Speller säte die Negativserie von sieben Punktspielniederlagen, hinzu kommt noch das Pokal-Aus in Drochtersen, leichte Zweifel. Sie drückte auf das Gemüt. Die Stimmung allerdings, sagt Elpermann, sei trotzdem nicht schlecht gewesen. Der SCSV habe den Kampf um den Klassenerhalt erwartet, die Mannschaft sei vom Verein und von den Fans stets unterstützt worden.
Schließlich verfügt Spelle nur über ganz wenig Regionalliga-Erfahrung. Die nicht gerade kleine Umstellung an das deutlich höhere Niveau erfordere einen Lernprozess. „Wir sind in der Liga angekommen“, erklärt Elpermann und verweist auf die ungleichen Voraussetzungen der 18 Regionalliga-Vereine, bei denen auch etliche Profis im Einsatz sind. „Wenn die montags auslaufen, sitzen wir im Büro oder stehen vor einer Klasse.“
Dennoch ist Elpermann froh, dass der SCSV die große Herausforderung angenommen hat. Die Fußballer, die teilweise schon jahrelang zusammenspielen, wollten sportlich das Maximale erreichen. „Auf den Aufstieg haben wir gezielt hingearbeitet. Nach dem Meisterstück gibt es jetzt Highlightspiele in der Regionalliga.“ Für Elpermann ist es eine coole Erfahrung, an seine sportlichen Grenzen zu gehen.
In Bremen hofft der Abwehrspieler, der auch schon für Preußen Münster II und den SV Holthausen Biene aufgelaufen ist, auf ein weiteres Erfolgserlebnis, um den Dreier gegen Kiel zu vergolden. „Wir wollen da weitermachen, wo wir aufgehört haben“, sagt Vocks und erwartet neuen Schwung nach dem zweiten Saisonsieg. Dabei weiß der 43-Jährige, dass die Aufgabe beim Bremer SV nicht leicht wird. „Die Mannschaft spielt sehr körperlich, geht in viele Zweikämpfe. Sie hat gerade zu Hause ordentlich gepunktet. Darauf stellen wir uns ein.“ Das Team von Trainer Sebastian Kmiec „ist gerade gegen den Ball sehr ekelig“, könne aber auch Fußball spielen.
Die personelle Lage beim SCSV beschreibt Vocks als angespannt. Einige Spieler seien angeschlagen, ihr Einsatz beim fünften Auswärtsspiel fraglich. „Es kann sein, dass wir auf den einen oder anderen verzichten müssen.“ Sicher fehlen wird Defensivspieler Jan-Luca Ahillen, der beruflich verhindert ist. Für Marcel Ruschmeier, Artem Popov und Steffen Schepers komme ein Einsatz zu früh, sagt der Trainer.
© 2023 waslosin Meppen, Lingen, Papenburg