Schleusungskriminalität und illegale Prostitution – Bundespolizei durchsucht Wohnungen

Meppen. In der Meppener Innenstadt ist es am Donnerstagvormittag zu einem Einsatz der Bundespolizei gekommen. Es gab bundesweite Festnahmen und Durchsuchungen wegen des Verdachts des bandenmäßigen Einschleusens von Ausländern zur Ausübung der Prostitution
Matthias Brüning
Auch ein Rettungswagen sowie ein Notarzt waren in Meppen im Einsatz. Eine junge Frau drohte aus dem 2. OG eines Wohn- und Geschäftshauses zu springen (Foto: Matthias Brüning)

Die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main – Eingreifreserve – und die Bundespolizeiinspektion Kriminalitätsbekämpfung Frankfurt am Main haben am heutigen Donnerstag (08.05.2025) Wohn- und Geschäftsräume sowie Bordellbetriebe in acht Bundesländern durchsucht und drei Tatverdächtige festgenommen. Der umfangreiche Ermittlungskomplex, der wegen des Verdachts des gewerbs- und bandenmäßigen Einschleusens von Ausländern, des Vorenthaltens von Sozialversicherungsbeiträgen und der Steuerhinterziehung im besonders schweren Fall geführt wird, richtet sich gegen neun Beschuldigte.

Auf einmal ging alles ganz schnell. Bundespolizisten rannten „Am Neuen Markt“ in Meppen zum betreffenden Objekt (Foto: Matthias Brüning)

Die Durchsuchungsmaßnahmen fanden in insgesamt 40 Objekten in Hessen, Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg, Bayern, Schleswig-Holstein, Niedersachen, Thüringen und Bremen statt. Auch im emsländischen Meppen wurde ein Objekt „Am Neuen Markt“ durchsucht. 

Die drei Festnahmen, die aufgrund von Haftbefehlen des Amtsgerichts Darmstadt erfolgten, wurden in Düren und Karlsdorf-Neuthard vollzogen. In Meppen wurden mehrere Tatverdächtige in der betreffenden Wohnung im 2. Obergeschoss über einer Arztpraxis nicht angetroffen. Sie hatten anscheinend tags zuvor die Wohnung bereits verlassen. Beamte der Busdespolizei durchsuchten die Räumlichkeiten nach möglichen Verstecken, um Beweismittel zu sichern. Auch unter Dachziegeln wurde nachgeschaut. 

Als die Polizisten die Wohnung in Meppen betraten, befand sich eine junge Frau in den Räumen. Sie versuchte laut unseren Informationen aus dem Fenster zu entkommen und drohte aus dem 2. OG zu springen. Die Feuerwehr sowie ein Rettungswagen und ein Notarzt wurden dem Einsatz hinzugezogen. 

Ob die junge Frau, die laut Polizeiangaben vor Ort mit der eigentlichen Sache nichts zu tun hatte, verletzt wurde, ist uns derzeit nicht bekannt. 

Bei den drei festgenommenen Beschuldigten, zwei Frauen und ein Mann, handelt es sich um chinesische Staatsangehörige im Alter von 34, 41 und 42 Jahren.

Die 34-jährige Beschuldigte und der 42-jährige Beschuldigte sind dringend verdächtig, zwischen Oktober 2022 und Oktober 2024 zahlreiche Frauen aus der Volksrepublik China als Prostituierte beschäftigt und beherbergt zu haben, obwohl diese nicht über Aufenthaltstitel mit Berechtigung zur Aufnahme einer Arbeitstätigkeit verfügten. Sie sollen an fast 500 verschiedenen Orten im gesamten Bundesgebiet in sogenannten Tagesterminwohnungen (Hotelzimmer, Apartments) chinesische Prostituierte zur Erbringung sexueller Dienstleistungen aller Art eingesetzt haben, teilte die Bundespolizei in Frankfurt mit. Die Betriebsführung soll beiden Beschuldigten gemeinsam oblegen haben. Während der 42-jährige Beschuldigte darüber hinaus vor allem „Kundenakquise“ über Online-Portale betrieben und die beschäftigten Prostituierten „betreut“ haben soll, wird der 34-jährigen Beschuldigten zur Last gelegt, die Anmietung von Tagesterminwohnungen über bislang nicht identifizierte Dritte in China organisiert zu haben.

Die 41 Jahre alte Beschuldigten soll die 34-jährige Beschuldigte im Juli 2024 bei der Verwaltung einer weiteren, kontinuierlich betriebenen Tagesterminwohnung vertreten und unterstützt haben. Sie soll zudem Freier zugeführt, Bargeld entgegengenommen und vor polizeilichen Kontrollen gewarnt haben.

Allen Beschuldigten soll bewusst gewesen sein, dass die beschäftigten Prostituierten nicht über Aufenthaltstitel mit Berechtigung zur Aufnahme einer Arbeitstätigkeit in der Bundesrepublik verfügten.

Die heutigen Einsatzmaßnahmen werden von einer Staatsanwältin der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main, knapp 800 Beamtinnen und Beamten der Bundespolizei sowie acht Steuerfahnderinnen und Steuerfahndern des Finanzamts Offenbach am Main umgesetzt.

Im Rahmen der zur Stunde noch andauernden Durchsuchungen wurden bereits über 50 Mobiltelefone und weitere Datenträger als Beweismittel sichergestellt. Zur Abschöpfung der Gewinne aus den mutmaßlichen Straftaten wurden zahlreiche Luxushandtaschen und Schmuck sichergestellt. Aufgrund von zwei Arrestbeschlüssen des Amtsgerichts Darmstadt in Höhe von insgesamt 6,2 Millionen Euro wurden drei Sicherungshypotheken für Immobilien eingetragen.

Die drei festgenommenen Beschuldigten werden morgen dem Haftrichter des Amtsgerichts Darmstadt vorgeführt, der über die Invollzugsetzung der Haftbefehle entscheiden wird.

Fotos: Matthias Brüning

_____

Unser kostenloser Infoservice:

Ihr möchtet alle wichtigen News aus dem Emsland per WhatApp oder Telegram direkt auf Euer Smartphone bekommen? Dann klickt hier: 

👉  Zum WhatsApp Kanal

👉 Zum Telegram Kanal

Weitere News aus der Region