Kronemeyer, Jahrgang 1927, wächst an der deutsch-niederländischen Grenze in unmittelbarer Nähe zum Emslandlager XIV Bathorn auf. Lange herrschte in der Grenzregion ein freundschaftlich-nachbarschaftliches Verhältnis zwischen Deutschen und Niederländern, doch schon bald prägen die Anwesenheit der Kriegsgefangenen, der Überfall auf die Niederlande und der tägliche Luftkrieg das Leben der Menschen.
Auch Kronemeyer wird als Siebzehnjähriger eingezogen und als Soldat an die Westfront verlegt, wo er den Nachbarn unversehens als Besatzer gegenübersteht und schließlich mit seinen gleichaltrigen Kameraden gegen eine weit überlegene kanadische Armee kämpft.
Authentisch und eindrucksvoll schildert er seine Erinnerungen aus einer Zeit, in der oft nur das eigene Überleben zählte: wie er unter Eigenbeschuss geriet, Tieffliegerangriffe erlebte und die erbarmungslose Feindseligkeit gegenüber den Deutschen zu spüren bekam. Ebenso berichtet er aber auch von Menschlichkeit und Zusammenhalt inmitten eines grausamen Krieges.
Hermann Kronemeyer ist ein national wie international gefragter Zeitzeuge. Nun hat seine Urenkelin Celina Keute nach jahrelangen Interviews seine Erzählungen zu einem Buch verarbeitet, das im vergangenen Jahr unter dem Titel „Schüsse in der Stille“ veröffentlicht wurde.
Der Krieg begleitet Kronemeyer bis heute: Er führt Angehörige ehemaliger Kriegsgefangener durch die Emslandlager, spricht in den Medien, hält Vorträge und besucht Schulklassen, um seine Erfahrungen weiterzugeben und die Erinnerung aufrechtzuerhalten. Seit der Veröffentlichung des Buches geben er und seine Urenkelin gemeinsam Lesungen, um Interessierten die Schrecken des Zweiten Weltkriegs nahezubringen. Am 12. September erwartet die Besucherinnen und Besucher in Esterwegen ein vielseitiges Programm mit Szenen aus dem Buch, persönlich vorgetragenen Erzählungen und zahlreichen Bildern. Nicht zuletzt können Interessierte mit den beiden ins Gespräch kommen und Fragen stellen.
„78 Jahre nach Kriegsende gibt es kaum noch Überlebende der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft, die aus eigener Erfahrung sprechen können – oder von jenen Menschen berichten, die Opfer der Nationalsozialisten wurden. Umso bedeutender – auch für die Erinnerung und Vermittlung – sind Berichte von Zeitzeugen, die in schriftlicher Form sowie unzähliger Videointerviews bewahrt werden. Vor diesem Hintergrund sind »Hermann Kronemeyers Erlebnisse im Zweiten Weltkrieg« – so der Untertitel der Publikation – ein weiterer wichtiger Baustein auch in der Arbeit der Gedenkstätte Esterwegen, die u. a. zum Emslandlager Bathorn forscht und der dortigen Kriegsgefangenen gedenkt“, betont Martin Koers, Co-Leiter der Gedenkstätte Esterwegen.
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