Ursache für hohe Sterblichkeit ab dem Jahr 2021 unklar – Lebenserwartung in Deutschland um 0,6 Jahre gesunken

Wiesbaden. In Deutschland betrug die durchschnittliche Lebenserwartung bei Geburt im Jahr 2022 für Frauen 82,9 Jahre und für Männer 78,2 Jahre. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) weiter mitteilt, hat sich die Lebenserwartung bei Geburt im Vergleich zum letzten Vorpandemiejahr 2019 somit in den drei Jahren der Corona-Pandemie insgesamt deutlich verringert: sowohl bei Männern als auch bei Frauen um 0,6 Jahre. Die Ursache für die hohe Sterblichkeit seit 2021 ist allerdings unklar.
Matthias Brüning
Die Lebenserwartung in Deutschland ist nach neuesten Zahlen des Statistischen Bundesamtes um 0,6 Jahre gesunken. Das hat es zuvor noch nie gegeben (Foto: Matthias Brüning)

Bei den Frauen gab es auch im Vergleich zum Vorjahr einen weiteren Rückgang (-0,2 Jahre), während die Lebenserwartung bei Geburt der Männer im Jahr 2022 im Vergleich zu 2021 nahezu konstant geblieben ist. Die Lebenserwartung bei Geburt fasst die Sterblichkeit über alle Altersjahre hinweg in einem Wert zusammen. Dieser ist von der Altersstruktur und von der Größe der Bevölkerung unabhängig. Die Lebenserwartung ist deshalb besonders gut für Zeitvergleiche geeignet. Es handelt sich nicht um eine Prognose für heute Neugeborene, sondern um eine Darstellung der aktuellen Überlebensverhältnisse im gesamten Altersbereich.

So gab es von 2020 bis 2022 insgesamt etwa 140 000 bis 200 000 zusätzliche Sterbefälle im Vergleich zur vorherigen durchschnittlichen Entwicklung in Deutschland.

In den von Hitzerekorden geprägten Sommer­monaten Juni bis August lagen die Sterbe­fallzahlen noch deutlicher über den mittleren Werten der Vorjahre (+9 bis +13 %) als in den Vormonaten. Besonders erhöht waren die Sterbe­fallzahlen dabei in Kalender­woche 29 (18. bis zum 24. Juli) mit +25 %. In dieser Woche war es außergewöhnlich heiß.

Die Vergleichswerte wurden jedoch auch in kühleren Wochen innerhalb der Sommer­monate zum Teil deutlich über­schritten. Die Ursachen für die auftretende Übersterblichkeit ab dem Jahr 2021 sind bislang unklar. Es gibt keinerlei Erklärungen auf Seiten des Robert-Koch-Institutes (RKI) zu finden.

Die Sterbefallzahlen lagen im September 12 % und im Oktober sogar 20 % über dem Vergleichswert der Vorjahre. Die COVID-19-Todesfallzahlen stiegen zwischen Anfang September und Mitte Oktober erneut an – allerdings nicht im gleichen Ausmaß wie die Gesamtsterbefallzahlen.

Im Dezember lagen die Sterbefallzahlen auf Basis vorläufiger Daten wieder sehr deutlich über dem Vergleichswert (+23 %), am deutlichsten in Kalenderwoche 51 (19. bis zum 25. Dezember) mit +38 %. Laut dem Influenza-Wochenbericht des Robert Koch-Instituts (RKI) wurde ab November ein Niveau bei Atemwegs­erkrankungen im Allgemeinen erreicht, das über dem Höhepunkt schwerer Grippewellen der Vorjahre lag. Auch die Zahl der Gestorbenen im Dezember 2022 mit etwa 115 000 Fällen geht über das von Grippewellen bekannte Ausmaß hinaus. Auch im Januar 2023 lag die Zahl der Sterbefälle in Deutschland 14% über dem mittleren Wert (Median) der Jahre 2019 bis 2022 für diesen Monat. Zahlreiche Experten gehen davon aus, dass das hohe Niveau der schweren Atemwegs­erkrankungen der Maßnahmen während der Carona-Pandemie geschuldet war. Die körpereigene Immunabwehr war den Grippeviren (Influenzaviren) nicht gewachsen. 

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