Waldbrand in Varloh 1975 – Rückblick auf eine Beinahe-Katastrophe

Geeste (pm). Am 9. August 1975 entging das Dorf Varloh in der Gemeinde Geeste nur knapp einer Katastrophe: Ein großflächiger Waldbrand, der durch eine weggeworfene Zigarettenkippe ausgelöst wurde, vernichtete rund 70 Hektar Kiefern-, Fichten- und Eichenwald und bedrohte das gesamte Dorf.
Phil Gerdes
Katastrophenschutzleiter Dr. Kolck und Polizeioberrat Kunze vor dem Polizeihubschrauber beim Waldbrand in Varloh 1975. (Foto: Archiv der Gemeinde Geeste)

Nur durch den massiven Einsatz von Feuerwehren, der Bundeswehr, des Katastrophenschutzes und zahlreicher freiwilliger Helfer konnte ein Übergreifen der Flammen auf bewohnte Gebiete verhindert werden.

Gegen 13 Uhr wurde das Feuer erstmals in den Varloher Tannen gemeldet, die ersten Sirenen heulten. Die extreme Trockenheit des Sommers 1975 und auffrischender Wind ließen den Brand rasch außer Kontrolle geraten. Die Einsatzkräfte mussten sich zeitweise zurückziehen, da der Wind drehte und sich das Feuer mit enormer Geschwindigkeit ausbreitete. Einwohner von Varloh bereiteten sich auf die Flucht vor, während die Feuerwehrleute wenige Meter vor den Häusern die Ausbreitung der Flammen stoppten. Gefährdet war auch das Wasserwerk Varloh, das weite Teile des Landkreises versorgte.

Oberkreisdirektor Dr. Walter Kolck rief den Katastrophenalarm für den Raum Meppen aus – zum ersten Mal seit der Hochwasserkatastrophe des Jahres 1946. Die Einsatzleitung vor Ort lag bei Meppens Stadtbrandmeister Franz Hornung. Gegen 14:30 Uhr traf ein Bergepanzer der Wehrtechnischen Dienststelle der Bundeswehr (WTD 91) aus Meppen ein. Mit seinem Räumschild verbreiterte er Schneisen im Wald und stoppte so die Ausbreitung des Feuers. Er wurde bald von einem Pionierpanzer der Panzerbrigade 33 aus Lingen unterstützt. Gegen 15 Uhr erreichte eine riesige Rauchwolke den Raum Lingen, woraufhin weitere Katastrophenschutzeinheiten alarmiert wurden.

Insgesamt waren 15 Feuerwehren aus dem Landkreis Meppen und den Nachbarregionen im Einsatz. Sie wurden von der Polizei, dem Technischen Hilfswerk, dem Deutschen Roten Kreuz und der Bundeswehr unterstützt. Rund 400 Einsatzkräfte kämpften gemeinsam gegen die Flammen. Polizeihubschrauber aus Hannover unterstützten aus der Luft bei der Lageerkundung und Koordination. Vier Helfer mussten wegen Rauchvergiftungen behandelt werden.

Auch aus der Bevölkerung kam tatkräftige Unterstützung. So stellten Landwirte Wasserfässer und Traktoren bereit und Frauen versorgten die Einsatzkräfte mit Getränken und Essen. In Varloh hielten sich zudem 180 Ferienkinder aus der Schweiz mit ihren Betreuern auf, die halfen, das Feuer einzudämmen. Der Zusammenhalt der Bevölkerung wurde vielfach als außergewöhnlich beschrieben.

Gegen 19.30 Uhr konnte Entwarnung gegeben werden, da der Brand unter Kontrolle war. Über Nacht übernahmen die Feuerwehren aus Osterbrock und Meppen die Brandwache. Nach über 30-stündigem Dauereinsatz lösten zunächst freiwillige Helfer aus Varloh und schließlich der Technische Zug und der Fernmeldetrupp des DRK aus Meppen die Feuerwehr ab. Erst ergiebige Regenfälle am darauffolgenden Samstag beendeten die Gefahr endgültig.

„Ohne den Einsatz der Panzer wäre es gar nicht möglich gewesen, in so kurzer Zeit das Feuer unter Kontrolle zu bringen”, erklärte Oberkreisdirektor Kolck in einem Dankschreiben vom 15. August. Zwei Wochen nach dem Brand, am 26. August, kamen die Varloher Bevölkerung und die Feuerwehr aus Osterbrock zu einem „Brandfest“ zusammen, um sich bei allen Helfern für den Katastrophenschutz zu bedanken. Der Gemeindedirektor von Geeste, Brinkmann, und OKD Dr. Kolck stifteten die Getränke für dieses Beisammensein.

Die Aufarbeitung des Großbrandes führte zu umfassenden Verbesserungen im Katastrophenschutz: Einsatzpläne wurden überarbeitet, Warnsysteme modernisiert und Kommunikationswege optimiert. Der Vorfall wurde als Wendepunkt in der Notfallorganisation des Landkreises Emsland gewertet. Der Sachschaden belief sich auf rund 200.000 DM. Die zerstörten Flächen sind heute wieder aufgeforstet und es ist ein gesunder Mischwald entstanden, der gerne zur Erholung genutzt wird.

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