Das Hochwasser in Meppen ist vorbei – Und jetzt?

Meppen. In einer Sondersitzung des Fachausschusses für Klima- und Umweltschutz stand am Dienstagabend das Thema "Hochwasser 2023/24" auf der Tagesordnung.
Matthias Brüning
Bürgermeister Helmut Knurbein eröffnete die Sondersitzung im Ratssaal (Foto: Matthias Brüning)

Die 7. Sitzung des Ausschusses für Klima- und Umweltschutz (Hochwasser, Energie) fand im Ratssaal des Bauamtes der Stadt Meppen statt. Auch zahlreiche Bürger saßen auf den Gästeplätzen.

Helferparty im Mai

Nach der Begrüßung der Sitzungsteilnehmer durch Bürgermeister Helmut Knurbein wurde ein großer Dank an alle Helfer, die beim Hochwassereinsatz mit angepackt haben, ausgesprochen. Auch eine große Helferparty wurde für den Monat Mai angekündigt. 

Wir sind hier nochmal noch mit einem blauen Auge davon gekommen“, so einer der Redner beim Rückblick auf die Ereignisse, die ausführlich analysiert wurden. 

Handlungsempfehlungen für zukünftige Hochwasserereignisse

Vorrangig ging es in der Sitzung um das Thema Hochwasser. Zahlen, Daten und Fakten zu den Einsätzen und Maßnahmen des vergangenen Hochwassers wurden vorgetragen sowie auch eine technische Beurteilung und Handlungsempfehlungen für zukünftige Hochwasserereignisse ausgesprochen. Des weiteren wurde bekanntgegeben, dass am Mittwoch, den 31.01.2024 die Fußgängerbrücke über den Dortmund-Ems-Kanal zwischen der Schülerwiese und dem Bootshaus in Meppen, nach der Kollision in der Nacht zu Heiligabend, mit einem Pontonboot und einem Bagger (wir berichteten) wieder freigegeben wird. Der Schaden wurde behoben. 

Auf der Sitzung vorgetragene Erkenntnisse zum Hochwasser:

  • Auch wenn Einzelgehöfte betroffen waren, kann die Situation an der Hase insgesamt als entspannter angesehen werden als an der Ems
  • Es würde insgesamt Entspannung bringen, wenn die Überschwemmungsgebiete an Ems und Hase im gesamten Flusslauf besser und kontrolliert anspringen.
  • Meldeketten an der Hase funktionieren besser als an der Ems. Insbesondere Prognosen bei Pegelständen und Meldestufen sind hilfreich.
  • Oberflächenwasser sorgte im gesamten Stadtgebiet für zusätzliche Probleme

 

Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass zeitnah ähnliche Wetterereignisse eintreten können.

  • Eine Strategieanpassung im Hochwasserschutz ist erforderlich
  • Die Verwaltung schlägt vor:

 

  1. Hochwasserrahmenplan wird weiter bis Ende 2024 fertiggestellt. Erarbeitung erfolgt durch eigenes Personal.
  2. Sanierung des Deichs Esterfeld soll so schnell wie möglich mit Hilfe von wasserseitigen Spundwänden erfolgen.
  3. Sanierung des Deichs Campingplatz (B70 bis Emsbrücke) soll so schnell wie möglich erfolgen mit Einbau von Wühltierschutz und Nachverdichtung
  4. Weitere Deichanlagen, die sich nicht im direkten Strömungsbereich von Ems und Hase befinden, sollen im Hochwasserrahmenplan betrachtet werden
  5. Die Stadt Meppen wird sich dafür einsetzen, dass die Meldeketten entlang der Ems verbessert werden und die Überschwemmungsgebiete besser gefüllt werden können.
  6. Es soll im Klima- und Umweltausschuss einmal im Halbjahr über den aktuellen Sachstand berichtet werden.

 

ZAHLEN UND FAKTEN ZUM LETZTEN HOCHWASSER:

  • Ca. 450 eingesetzte Helfer am 28/29. Dezember 2023
  • Überörtliche Hilfe durch: Landkreis Emsland, Kreisfeuerwehr Emsland, Kreisfeuerwehrbereitschaften EL-Süd, Leer und Osnabrück-Süd, Feuerwehr Fürstenau, THW Führungstelle Melle, technische Züge des THW Quakenbrück, Papenburg, Bad Essen, Cloppenburg, Gronau, Lohne, Deichschutzfachberatung des THW, DRK Emsland, DLRG Emsland, Polizeiinspektion Emsland und zwei Züge der Bereitschaftspolizei Osnabrück
  • Material: ca. 2.000 m³ Sand, ca. 800 Big Bags gefüllt, ca. 80.000 Sandsäcke gefüllt (davon 40.000 verbaut), ca. 1.000 Paletten, etliche Rollen Folie und Geovlies
  • 1000 m mobilen Schutzdeich aus Katastrophenschutzbeständen erhalten (1/3 aufgebaut, 1/3 nach Herzlake transportiert und 1/3 Reserve)
  • Verpflegung für die eingesetzten Kräfte vom 25.12.23 – 08.01.24

 

Hier ein Rückblick der Ereignisse:

Nach außergewöhnlichen Niederschlagsmengen in 2023 in Menge von 1.166 Liter/m² (der Durchschnitt liegt bei 739,5 Liter) war es ein außergewöhnlich nasses Jahr. Die Böden waren gesättigt und eine keine Wasseraufnahme mehr möglich. Die Durchweichung der Schutzanlagen setzte bereits im Herbst ein. Dann kam der besonders regenreiche Dezember. Alleine vom 18. bis 25.12.2023 fielen 105 L/m² Niederschlag. Die Situation an Hase und Ems verschärfte sich drastisch.

22. Dezember 2023: Erste Straßen- und Wegesperrungen im Bereich Versen und unter der Emsbrücke wurden notwendig. Die Absperrungen mussten in den Folgetagen erweitert werden, u.a. L47 (Bypass Lambertsbrücken), Wohngebiete, Koppelschleuse, Campingplatz.

Am 23. Dezember 2023: In vielen Wohngebäuden drang Wasser in die Keller.

24. Dezember 2023: Um 3.30 Uhr prallte ein losgerissener Ponton mit einem Bagger gegen die Fußgängerbrücke an der Schülerwiese.

Eine Deichwache wurde eingerichtet. 24/7 wurden durch Deichläufer des Fachbereiches Tiefbau und durch THW-Deichschutz-Fachberater die Deiche überwacht.

27. Dezember 2023: Deichschäden am Berghamsweg/Grabbestraße. Es bestand Überschwemmungsgefahr!

28. Dezember 2023: Eine kurze Timeline: Ab 00.05 Uhr. Besprechung und Planung der Maßnahmen im Stabsraum der Stadt im Feuerwehrhaus. Einrichtung eines Bürgertelefons. Ab 01.30 Uhr erste Füllstationen für Big Bags gehen in Betrieb. Ab 06.30 Uhr Warnung der Bevölkerung (ca. 3.800 Bürger im gefährdeten Bereich in Esterfeld). Einrichtung einer Notunterkunft an der BBS.

Weitere Deichsicherungen, u.a.: Dalumer Straße, Schillering (Telekom-Gebäude), Schullendamm (hinter der Spielhalle)

Zudem eine Herausforderung für die Kläranlage: Massives Aufkommen an Fremdwasser: bis zu 19.000 m³/Tag! (üblich sind ca. 4.000 m³). Pumpen mussten permanent auf höchster Stufe laufen.

Endgültige Entwarnung am 15.01.2024. Rückbau der Maßnahmen am 23.01.2024.

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