Die Fragilität des Menschen in einer sich wandelnden Welt – „Bahnwärter Thiel“ im Theater Meppen

Meppen (pm). Am Dienstag, den 19. November 2024 um 20.00 Uhr, wird Gerhart Hauptmanns „Bahnwärter Thiel“ in der Regie von Marie-Sophie Dudzic im Theater Meppen gespielt.
Phil Gerdes
Am 19.11. 2024 wird Gerhart Hauptmanns Stück „Bahnwärter Thiel“ im Meppener Theater aufgeführt. (Foto: Axel Biewer)

Das Bühnen- und Kostümbild stammt von Friederike Meisel. Die Dramaturgie liegt bei Kerstin Car. Gerhart Hauptmanns novellistische Studie „Bahnwärter Thiel“ entstand 1887 und wurde erstmalig 1888 in der Zeitschrift „Die Gesellschaft“ publiziert. Als Klassiker des Naturalismus gilt das Werk als Reaktion auf die Industrialisierung, die zu massiven Umwälzungen in der Gesellschaft und prekären Lebensverhältnissen führte.

Bahnwärter Thiel lebt im Ort Schönschornstein, nahe der Stadt Erkner. Er besucht regelmäßig den Gottesdienst und erfüllt gewissenhaft seine Arbeit als Bahnwärter. Nach dem Tod seiner geliebten Frau Minna, die im Wochenbett verstirbt, heiratet Thiel die Kuhmagd Lene. Sie soll seinen aus erster Ehe stammenden Sohn Tobias versorgen, während Thiel den Lebensunterhalt verdient. Mit Lene zeugt er ein zweites Kind, nach dessen Geburt Tobias zunehmend vernachlässigt wird.

Als Thiel eines Tages mitbekommt, dass Lene Tobias misshandelt, ist er nicht in der Lage, sich Lene entgegenzustellen. Geplagt von großen Schuldgefühlen zieht sich Thiel immer häufiger an seinen Arbeitsplatz zurück – ein kleines Wärterhäuschen an der Eisenbahnstrecke mitten im Wald. Dort kann er sich ungestört in Erinnerungen an Minna flüchten, die zunehmend krankhafte Züge annehmen. Als Tobias durch Lenes Unachtsamkeit von einem Zug erfasst wird, verliert Thiel gänzlich den Bezug zur Realität und wird in einem Akt geistiger Umnachtung zum Mörder.

Gerhart Hauptmanns „Bahnwärter Thiel“ reflektiert Themen, die damals wie heute relevant sind: die Entkopplung von der Natur in einer vom Menschen geschaffenen, technisierten Welt, die zerstörerische Kraft toxischer Beziehungen, die Dynamiken zwischen Männern und Frauen und der Umgang mit Verlusten und Traumata. Thiel, der in seiner emotionalen Abhängigkeit zu Lene gefangen ist, wird zum passiven Zuschauer seiner eigenen Tragödie und flüchtet sich in irrationale Welten. Doch was passiert, wenn wir uns diesen Welten nicht mehr entziehen können? Eindrucksvoll erzählt Hauptmann die Geschichte eines Mannes, der vom Opfer zum Täter wird.

Tickets und weitere Informationen erhalten Sie bei der Geschäftsstelle der Theatergemeinde Meppen (Kirchstr. 1a, 49716 Meppen, 05931 153 378), der Tourist Information Meppen (Markt 4, 49716 Meppen), bei allen bekannten Vorverkaufsstellen der Theatergemeinde oder online unter meppen-ticket.de.

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